Das Kesa
ist das traditionell buddhistische Gewand für Nonnen und Mönche im SOTO Zen. Es wird auch das Gewand der Befreiung genannt. Durch das Empfangen, Tragen und Bewahren können wir alle Hindernisse und Leidenschaften überwinden.
Es wird sogar erzählt, daß der blosse Anblick eines Kesas schon tiefgreifende Auswirkungen auf die Person hat.
Das Kesa umfasst 3 verschiedene Größen:
Als Buddha mit seinem Schüler Ananda durch die Natur lief, auf der Suche nach Inspiration für einen wärmenden Umhang, entdeckte dieser die Struktur der Reisfelder.
Anhand dessen kann man den Aufbau der Kesas erkennen.
Angeordnet wie mehrere Trassen, mit den verdeckten Nähten nach unten ausgerichtet, so daß bei Regen kein Wasser reinlaufen kann. Das Tragen dient der Vertiefung der buddhistischen Praxis und zum Schutz.
Dem Rakusu ist auf dem oberen Teil der Träger, auf dem sogenannten "Maneki" eine symbolisierte Kiefernadel aufgestickt. Sie reinigt und verhindert das Eindringen von Dämonen. Sie sitzt auf dem prominenten Wirbel am Übergang vom Hals zum Oberkörper.
Traditionell werden die Kesas selber genäht. Da heutzutage oft Zeitmangel herrscht, kann man aber auch Nähaufträge erteilen.
Meister Kojun Kishigami, der lange Zeit in einer einer japanischen Einsiedelei lebte/ lebt sagte in einem Vortrag Folgendes zum Zeitaufwand der Näherei:
Das kleine 5-bändige Kesa wird in in 5 Tagen
das 7-bändige Kesa in 7 und das 9-bändige Kesa in 9 Tagen genäht
Huiiiiii....
Das entspricht natürlich nicht unserer Zeitrechnung, die, die wir im Alltag praktizieren.
Grundsätzlich wird für ein Rakusu eine Zeitspanne von 30-40 Stunden gerechnet, vom Kesa ganz zu schweigen.
Das nur so zur groben Einschätzung des Arbeitsaufwandes.
Zu allen Kesas gehört eine Pochette, eine Tasche, in der sie aufbewahrt werden und zu den großen Kesas kommt noch ein Zagu hinzu: ein Tuch, das zur Rezitation und Zeremonie ausgefaltet auf den Boden gelegt wird und als Sitzunterlage dient. Die Idee ist, daß das getragene Kesa nicht den Boden berührt und verunreinigt wird.
Früher wurden die Gewänder aus gesammelten Stoffresten genäht. Sie wurden gewaschen und mit natürlichen Farben eingefärbt und dann zusammengefügt.
Heutzutage kaufen wir den Stoff, sollten allerdings auf die Einfachheit achten. Es geht nicht darum, ein besonders tolles oder wertvolles Kesa aus Brokat o.ä. zu nähen und sich von Anderen abzuheben. Es geht um Einfachheit und Harmonisierung, flache Hierarchie und Einheitlichkeit. Niemand sollte sich von Anderen durch Besonderheiten abheben. Baumwolle und Popeline sind hervorragend geeignet. Die Farbe sollte schwarz, bzw. braun oder gedeckt sein.
Wie Dogen im Shobogenzo schreibt: "Solange Ihr Euch nicht von den Vorurteilen über Seide und Leinen befreit habt, könnt Ihr die weggeworfenen Stoffe nicht einmal im Traum verstehen."
Trotzdem gibt es traditionell auch mehrbändige Kesas: 11,13, 24 und mehr, die teilweise noch bestickt und verziert werden. Sie sind den MeisterInnen vorbehalten und werden als FUSE, Geschenk der Dankbarkeit von SchülerInnen und Weggefährten überreicht.
Ich persönlich finde die Einfachheit anstrebens/ erhaltenswerter, da wir uns sonst im gleichen Hamsterrad bewegen wie in unserem gesellschaftlichen Leben.
Auf jeden Fall geht es nicht um das Äußere, sondern um das Innere des Kesas. Wir füllen, energetisieren es und geben ihm Stellenwert durch aufrichtige Hingabe.
Das Kesa zu tragen bedeutet dem Dharma zu folgen, die Praxis zu vertiefen, von ihm zu lernen, ihm wahrhaft zu begegnen, es wert zu schätzen, zu behüten, zu pflegen und über jeden Zweifel hinaus zu gehen.
Dai sai geda puku
Muso fukuden e
Hibu nyorei kyo
Kodo sho shu yo
Oh Gewand der großen Befreiung
Kesa, Feld des grenzenlosen Glücks
Gläubig empfange ich die Buddhalehre
Um weit herum allen fühlenden Wesen zu
helfen.
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Ich habe jahrelang im Berliner Zen Dojo in der Linie von Meister Deshimaru und in der Sangha Sans Demeure Kesanähen gelehrt und auch Auftragsarbeiten gefertigt. Seitdem unterrichte ich kleine Gruppen und bin auf Anfrage behilflich beim Nähen.
Ein von mir genähtes 7- bändiges Kesa incl. Zagu liegt im Museum der Kulturen in Basel in der ständigen Sammlung.
Es war Bestandteil der Ausstellung: Flickwerk zur Erleuchtung, Kurator: Walter Bruno Brix